Ab 23. September 2020
„Aus Gustav wird kein Arschloch“, sagt Sybille über ihren Sohn. Da ist sich die Mutter ganz sicher. Es ist nichts Besonderes, wenn Eltern voll des Lobes über ihre Kinder sind. Doch der etwa zehnjährige Gustav hat sich Tugenden wie Empathie, Respekt und Verantwortungsbewusstsein hart erarbeitet. Notgedrungen. Denn er musste sich schon von klein auf um seine Schwester Alma kümmern, die mit einer multiplen Behinderung geboren wurde. Erst recht, nachdem seine Eltern sich getrennt hatten. Gustav ist einer von vier Millionen Menschen in Deutschland, die chronisch kranke oder schwerbehinderte Geschwister haben. Was diese besondere Situation für Brüder und Schwestern von Kindern mit Handicaps bedeutet, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings kaum eine Rolle. Der Dokumentarfilm von Frauke Lodders stellt Kinder aus vier betroffenen Familien mit unterschiedlichen Schicksalen vor.
Geschwister von lebensverkürzt erkrankten oder behinderten Kindern müssen sich bereits deutlich früher als ihre Altersgenoss/innen mit Themen wie Verantwortung, Verzicht und Verlust auseinandersetzen. Ihre Realität unterscheidet sich grundlegend von der anderer Kinder und Jugendlicher in Deutschland. Leise beobachtend und mit großem Respekt vor allen Familienmitgliedern nähert sich der Film den unterschiedlichen Lebensrealitäten solcher Geschwisterkinder an und führt in ihren Alltag ein.
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